Literaturtage 2020

Das waren die Literaturtage 2020

Hier kann man in viele Veranstaltungen noch einmal reinhören:

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Impressionen eines literarischen Wochenendes

Am 24. und 25. Januar 2020 fanden die 9. Litprom-Literaturtage zum Thema »Migration — Literaturen ohne festen Wohnsitz« statt.

Es ging um Luftwurzler, Kosmopolitinnen, Geflüchtete, Auswandererinnen und Sprachwechsler. Mit zehn Veranstaltungen — zwei Podiumsdiskussionen, einer Lesung, einer Filmvorführung und sechs Werkstattgesprächen — bot das Literaturfestival spannende Einblicke und facettenreiche Perspektiven in und auf das Thema Migration und Literatur. 

20 Mitwirkende, internationale und deutsche Autor*innen aus neun Ländern, Literaturkritiker*innen und Journalist*innen als Moderator*innen sowie Dolmetscher*innen, waren an der Realisierung des Events im Literaturhaus beteiligt. Mit der Teilnahme dreier kanadischer Autor*innen lenkten die Literaturtage bereits die Aufmerksamkeit auf Kanada, den diesjährigen Ehrengast der Frankfurter Buchmesse und ein klassisches Einwanderungsland. 

Rund 600 Besucher*innen besuchten die Literaturtage. Dort gelang es, den zehn Autor*innen mithilfe der Moderator*innen und Dolmetscher*innen eine Plattform zu bieten, sich über Fragen, Perspektiven und Konzepte des Genres untereinander und mit dem Lesepublikum auszutauschen. Die Werkstattgespräche eigneten sich hierfür besonders gut, da sie den Leser*innen die Möglichkeit boten, sich mit eigenen Standpunkten und Fragen  in die Gespräche und Diskussionen einzubringen.

Das ausführliche Programm kann als PDF eingesehen werden.


Begeisterung bei Teilnehmenden und Publikum

»Es war eine der interessantesten, schönsten Festivals in dem ich bisher war. Es war hoch interessant, super freundlich, gut besucht und wunderbar organisiert. Es war ein Vergnügen.« (Tomer Gardi, Autor) 

»Die Werkstattgespräche und Podien rund um das klug gewählte Thema waren dank der tollen Autor*innen und Moderator*innen ungeheuer anregend.« (Sabine Baumann, Schöffling & Co.) 

»[…] das […] Programm, schenkte meiner Frau und mir unvergessene Stunden des Eintauchens in eine gedankliche Welt der so vielfältig besonderen Lebenswege, die allesamt in unterschiedlichen Sprachräumen Geist und Kultur bereichert haben und es bestimmt weiter tun werden. Es war für uns zugleich auch ein Gefühl von einem Farbreichtum, der gerade jetzt, nicht nur den meteorologischen Grauschleier für Augenblicke vergessen ließ. Während wir anfangs beim Blick in das Online-Programm uns fragten, wie es wohl »funktionieren« könnte, Autoren und Wortkünstlerinnen, so unterschiedlicher Provenienz zu Worte kommen zu lassen, waren wir am Samstagnachmittag sehr angetan, wie uns alle angeregt und bereichert haben!« (Andrzej Bodek, Besucher) 


Die Autor*innen der Literaturtage 2020

Carmen Aguirre [CHILE/KANADA]

ist Schauspielerin und (Theater-)Autorin. Sie wurde in Santiago de Chile geboren und floh 1973 als sechsjährige mit ihren Eltern, die Allende unterstützten, nach Vancouver. Nachdem sie als Jugendliche und junge Erwachsene im Widerstand gegen Pinochet in Lateinamerika aktiv war, kehrte sie 1990 zurück nach Kanada und begann ihre Schauspielausbildung am Langara College.

Mangels interessanter Rollen für Latinas begann sie schließlich, selbst Stücke zu schreiben. Inzwischen hat sie rund 25 Theaterstücke sowie zwei Memoiren geschrieben. Carmen Aguirre lebt in Vancouver.


Lesley Nneka Arimah [NIGERIA/USA]

wurde in England geboren, wuchs in Nigeria auf und lebt heute in den USA. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem African Commonwealth Short Story Prize, dem Kirkus Prize, dem Bridge Book Award und dem Caine Prize for African Writing 2019. 

Ihre Arbeiten erscheinen in vielen renommierten Zeitschriften wie The New Yorker und Harper’s, und sie steht auf der »5 unter 35«-Liste der National Book Foundation. Auf Deutsch erschien 2019 »Was es bedeutet, wenn ein Mann aus dem Himmel fällt« (Ü. Zoë Beck) bei CulturBooks, das sich auf Platz 1 der Weltempfänger-Bestenliste 43 wiederfindet.


Sharon Bala [DUBAI/KANADA]

geboren 1979 in Dubai, lebt heute in St. John’s, Neufundland, Kanada. Ihr Debütroman »The Boat People« erschien 2018 und gewann sowohl vor als auch nach seiner Veröffentlichung mehrere Preise, u. a. den Percy Janes First Novel Award und Harper Lee Prize for Legal Fiction. 

Er wurde in mehrere Sprachen übersetzt, darunter Arabisch, Französisch und Türkisch. Eine deutsche Übersetzung wird im Frühjahr 2020 beim Mitteldeutschen Verlag erscheinen. 


Youssouf Amine Elalamy [MAROKKO]

wurde 1961 im marokkanischen Larache geboren. Er promovierte im Fach Kommunikationswissenschaften und lehrt als Professor für Stilistik, Kommunikation und Medien an der Ibn-Tofaï-Universität in Kenitra. 

1998 veröffentlichte er den ersten Teil seiner Tetralogie zum Thema Emigration, »Un Marocain à New York« (1998; Ü: Ein Marokkaner in New York). Es folgten »Les clandestins« (2001; dt. »Gestrandet«, Ü. Barbara Gantner; Weltempfänger-Bestenliste Nr. 1) und »Paris mon bled« (2002; Ü: Paris, mein Hinterland).


Tomer Gardi [ISRAEL/DEUTSCHLAND]

geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, lebt heute in Berlin. Er studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und Berlin. 2016 erschien sein Debütroman »Broken German« bei Droschl.   

2019 erhielt er für seinen zweiten Roman »Sonst kriegen Sie Ihr Geld zurück« (Droschl, Ü. Anne Birkenhauer) das Alfred-Döblin-Stipendium und schaffte es auf Platz 1 der 42. Bestenliste Weltempfänger. Tomer Gardi arbeitet außerdem als Hörspiel-Autor und Synchronsprecher.


Eduardo Halfon [GUATEMALA/USA]

1971 in Guatemala-Stadt geboren, ist einer der wichtigsten Schriftsteller der jüngeren lateinamerikanischen Literatur. Ab 1981 wuchs er in den USA auf. Nach seiner Rückkehr nach Guatemala unterrichtete er Literatur an der Universidad Francisco Marroquín. Halfons Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. 

Beim Hanser Verlag erschienen seine Romane »Der polnische Boxer« (2014, Ü. Luis Ruby, Peter Kultzen), »Wie mein Zuhause zu verschwinden begann« (2015, Ü. Benjamin Loy) und zuletzt »Duell« (2019, Ü. Luis Ruby). Drei seiner Romane standen bereits auf den Weltempfänger-Bestenlisten der Jahre 20142016 und 2019. Eduardo Halfon lebt in Nebraska.


Pedro Kadivar [IRAN/FRANKREICH/DEUTSCHLAND]

wurde in Shiraz, Iran, geboren und im Alter von 16 nach Frankreich immigriert. Nach dem Abitur hat er Literatur- und Theaterwissenschaft in Paris studiert. Parallel zu seinem Studium war er an verschiedenen Theatern als Regieassistent tätig. 

1996 ließ er sich in Berlin nieder und führte seine in Paris begonnene Doktorarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin fort, wo er 2002 am Institut für Romanistik promovierte. Kadivar hat mehrfach eigene Stücke inszeniert. Sein Buch »Kleines Buch der Migrationen« (Ü. Gernot Krämer) ist 2017 beim Sujet Verlag erscheinen.


Yoko Tawada [JAPAN/DEUTSCHLAND]

wurde 1960 in Tokio geboren und studierte an der Waseda-Universität Literaturwissenschaft. Von 1982 an studierte sie Neuere Deutsche Literatur in Hamburg und promovierte in Zürich. Ihre erste Veröffentlichung hatte sie 1986 mit dem »Japan-Lesebuch« beim konkursbuch Verlag, die erste Buchveröffentlichung in Japan 1992. 

Tawada schreibt in deutscher und japanischer Sprache Essays, Prosa, Theaterstücke, Hörspiele und Lyrik. Zuletzt erschien »Sendbo-o-te« (Ü. Peter Pörtner) im Konkursbuchverlag. Sie lebt in Berlin. 


Nacha Vollenweider [ARGENTINIEN]

wurde 1983 in Rio Cuarto, Argentinien geboren. Im Jahr 2011 machte sie ihren Abschluss in Malerei an der Universidad Nacional de Córdoba. 2013 kam sie mit einem Künstlerstipendium des DAAD nach Hamburg, um an der HAW als Gaststudentin bei Prof. Anke Feuchtenberger ein Comicprojekt zu verwirklichen. Bereits während des Austausches begann sie ihren Masterstudiengang in Design mit Schwerpunkt Illustration und Comics.

»Fußnoten« heißt ihre Abschlussarbeit, die in experimenteller Erzählweise von ihren Erfahrungen in Deutschland und ihren Erinnerungen an Argentinien erzählt (Avant Verlag 2017). 2015 war sie Finalistin beim Comicbuchpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung.