Gefördert vom Deutschen Übersetzerfonds im Rahmen des Programms NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Ein Gespräch mit Johanna Schwering und Timo Berger
Im April 2023 hat Johanna Schwering den Preis der Leipziger Buchmesse für ihre Übersetzung von Aurora Venturinis »Die Cousinen« aus dem argentinischen Spanisch erhalten, ein Roman fast ohne Zeichensetzung und vielen sprachlichen Eigenheiten. Mit den Litprom-Weltempfänger-Juror*innen Timo Berger und Sonja Hartl erzählt sie von ihrer Übersetzungsarbeit, spricht über die bemerkenswerte Geschichte von Aurora Venturinis »Entdeckung« und gemeinsam suchen sie nach Verbindungen zu argentinischen Schriftstellerinnen wie Mariana Enríquez.
85 Jahre alt war Aurora Venturini, als sie mit »Die Cousinen« ihren literarischen Durchbruch feierte. Die Coming-of-Age-Geschichte ihrer Ich-Erzählerin Yuna erzählt vom Aufwachsen und Leben im argentinischen La Plata der 1940er Jahre und dem Weg zur Selbstermächtigung durch Kunst und Sprache. »Die Schwester ist behindert, die Cousine kleinwüchsig — und auch Erzählerin Yuna ist »sprachlich zurückgeblieben«. Ständig droht die Klapsmühle. Oder der Rohrstock der Mutter. Oder die Attacke eines Lüstlings. Böse böse, dieser naiv-frenetische Roman“, schrieb Weltempfänger-Jurorin Katharina Borchardt über diesen Titel, der im Frühjahr 2023 auf Platz 1 der Weltempfänger-Bestenliste Nr. 58 stand.
Übersetzt wurde der Roman aus dem argentinischen Spanischen von Johanna Schwering, die für ihre Übertragung den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 erhalten hat. Sie ist freie Lektorin und Übersetzerin für Spanisch.
Timo Berger ist Übersetzer für Spanisch und Portugiesisch und Literaturveranstalter.
Sonja Hartl ist freie Journalistin.
Die genannten Bücher in diesem Podcast sind:
Anmerkung:
Nach der Aufnahme hat Johanna Schwering noch einmal nachgesehen, wie das Wortspiel mit Kanapé im Spanischen ist: Im Original sagt die Mutter etwa »erst mal ein Häppchen« und benutzt dafür das Verb »picar«, eine Kleinigkeit essen, aber auch: etwas aufspießen (das versteht Yuna natürlich wörtlich). Yuna denkt dann über das Substantiv gleichen Stamms nach, »pico«, der Schnabel, aber auch (hier wohl eher) »(Spitz-)Hacke» bedeutet und fragt sich, wo die Mutter dieses Instrument jetzt hernehmen wolle und ob das wohl eine Besteckart sei, die sie noch nicht kennt.