Weltempfänger

Litprom-Bestenliste Weltempfänger


Der Weltempfänger Nr. 43

Sommer 2019

Gleich drei Erzählbände finden sich auf der aktuellen Litprom-Bestenliste »Weltempfänger«, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Themen entspringen dennoch in allen Werken der unmittelbaren Lebenswelt der Autor*innen aus Nigeria, Brasilien und Indien. Außerdem mit dabei: Romane aus Argentinien, Syrien, Israel und Südkorea. Literatur für einen heißen Sommer — intensiv, urban und rasant. 

Auf Platz 1 erzählt Lesley Nneka Arimah in »Was es bedeutet, wenn ein Mann aus dem Himmel fällt« von Liebe, Tod, Familie und Heimat, ebenso zornig wie zärtlich. In »Aus dem Schatten« schreibt Geovani Martins auf Platz 2 mit autobiographischen Zügen über die Favelas Brasiliens - er selbst lebt bis heute in einer solchen. Platz 3 belegt Sayed Kashua mit »Lügenleben«. Der israelische Autor stellt darin nicht zuletzt die Frage nach der Geschichte Palästinas. Mit den Augen eines Dokumentarfilmers legt Mustafa Khalifa auf Platz 4 Zeugnis über seine Beobachtungen und Erfahrungen aus Syrien ab. Und der kleine Angestellte Erdosain irrt in »Die sieben Irren« von Roberto Arlt auf Platz 5 verzweifelt durch eine aus den Fugen geratene Welt. Platz 6 belegt Sara Rai mit »Im Labyrinth«, zwölf Erzählungen von einsamen Figuren, atmosphärisch dicht und sprachlich nuanciert. Auf Platz 7 schließlich variiert Jung-Hyuk Kim in »Dein Schatten ist ein Montag« das Muster des klassischen Detektivromans ins Hier und Jetzt und zeichnet dabei ein lebendiges Bild der Gegenwart im urbanen Südkorea.

Der »Weltempfänger« Nr. 43 / Sommer 2019 steht als PDF zum Download zur Verfügung und kann auch als Plakat bei Litprom angefordert werden: litprom@buchmesse.de


1. »Was es bedeutet, wenn ein Mann aus dem Himmel fällt« Lesley Nneka Arimah NIGERIA/USA* **

 Erzählungen. Aus dem Englischen von Zoë Beck. CulturBooks Verlag, 200 Seiten. 20,00 €

Diese junge Autorin beherrscht alle Register. Sie erzählt von immer gültigen Themen wie Liebe und Heimat auf erfrischend neue Art. Schauplatz ist Nigeria, USA oder irgendwas dazwischen. Gleißend hell und klar, zornig und zärtlich. Global literature at its best.  Anita Djafari

Zum Indiebookday empfahl Sophie Sumburane Arimahs Erzählungen in den Potsdamer Neuesten Nachrichten. Hier geht es zur Kurzrezension.

»Diese Autorin hat mich umgehauen. Sie hat mich gepackt, durchgeschüttelt, zum Lachen gebracht, mir Tränen in die Augen getrieben und mich in Staunen versetzt.« Else Laudan für herland. Hier geht es zur Rezension.

"Sie sind wild, rebellisch und müssen sich in einer feindseligen Welt behaupten: Starke Frauen stehen im Zentrum von Lesley Nneka Arimahs stilistisch extrem vielseitigen Erzählungen." Sigrid Löffler für Deutschlandfunk Kultur. 

Alle Rezensionen finden Sie auch auf den Seiten des Verlags. 


2. »Aus dem Schatten« Geovani Martins BRASILIEN

Erzählungen. Aus dem Portugiesischen von Nicolai von Schweder-Schreiner. Suhrkamp, 125 Seiten. 18,00 €

Ein Kind beobachtet, wie ein Schmetterling ins Öl fällt, die Anti-Drogeneinheit besetzt den Stadtteil Rocinha in Rio de Janeiro. In autobiographisch geprägten Geschichten wird vom Alltag der Ärmeren Brasiliens erzählt. Angenehm lakonisch, offen, klar – die neue Stimme einer rebellischen Jugend. Andreas Fanizadeh


»Der junge brasilianische Autor Geovani Martins verleiht den Menschen in den Favelas in seinem Buch ein Gesicht.« Victoria Eglau für den Deutschlandfunk.

»Sein Personal mag bewaffnet sein, heroisch ist es nicht. Martins schildert Eckensteherpittoresken aus allen möglichen Perspektiven.« Jamal Tuschick für Der Freitag.

»Alle sind Täter und Opfer zugleich.« Ingo Arend für den Deutschlandfunk Kultur.



3. »Lügenleben« Sayed Kashua ISRAEL

Roman. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Berlin Verlag, 272 Seiten. 24,00 €

Said schreibt Lebensgeschichten israelischer Rentner auf und schönt diese oft etwas. Wie aber steht es um Saids eigenes Leben – das brüchige Leben eines vielfach geschassten Palästinensers? Ein parabelhafter Roman, der die Frage nach einer Geschichte Palästinas stellt. Irisierend! Katharina Borchardt


»Kashua bringt in seinem Roman viele Motive subtil miteinander in Verbindung: Schuld und Sühne, Tradition und Moderne, Migration, das arabisch-jüdische Zusammenleben, Identität, Erinnerung.« Carsten Hueck für Deutschlandfunk Kultur.


4. »Das Schneckenhaus« Mustafa Khalifa SYRIEN

Roman. Aus dem Arabischen von Larissa Bender. Weidle, 312 Seiten. 23,00 €

Mit den Augen eines Dokumentarfilmers: Wie sein Erzähler hat Khalifa 13 Jahre unsagbarer Qual im »Wüstengefängnis« überstanden. Sein Roman legt so erschütternd wie bestechend Zeugnis seiner Erfahrungen ab. Brillant und unerträglich, Dokument und Anklageschrift zugleich. Fundamental und wichtig – Weltliteratur. Ulrich Noller


»Evangelium der syrischen Revolution: »Das Schneckenhaus« ist ein Roman aus der Hölle.«  Susanne Lenz für die Berliner Zeitung.

»Der Roman hat eine Kraft, die packt.« Martin Oehlen für die Frankfurter Rundschau.


5. »Die sieben Irren« Roberto Arlt ARGENTINIEN

Roman. Aus dem Spanischen von Bruno Keller, neu bearbeitet von Carsten Regling. Wagenbach, 320 Seiten. 22,00 €

Buenos Aires, 1929. Der kleine Angestellte Erdosain hat seiner Firma Geld gestohlen. Jetzt irrt er als trostloser Cicerone verzweifelt durch eine aus den Fugen geratene, gewalttätige Welt, in der sich Mörder, Revolutionäre, Wahnsinnige, Abgestürzte und skrupellose Zyniker tummeln. Ein innovativer Großstadt-Roman. Thomas Wörtche


»Ein Klassiker der Großstadtliteratur — und ein erschütternder Blick in die Abgründe des Menschen.« Dirk Fuhrig für den Deutschlandfunk.

»Mit kühler Präzision zeichnet er ein Bild des heraufkommenden Totalitarismus.« Roman Bucheli für die Neue Zürcher Zeitung.

»Arlt machte als einer der ersten den Lunfardo literaturfähig, die Gauner- und Gassensprache von Buenos Aires.« Peter B. Schumann für den Deutschlandfunk.


6. »Im Labyrinth« Sara Rai INDIEN *

Erzählungen. Aus dem Hindi von Johanna Hahn. Draupadi Verlag, 192 Seiten. 18,00 €

Zwölf Erzählungen geben Einblick in das Werk der renommierten Hindi-Autorin Sara Rai. Atmosphärisch dicht und sprachlich äußerst nuancenreich, beleuchtet die Autorin die fragilen Innenwelten ihrer Figuren. Oftmals sind diese einsam – und reiben sich am rasanten Wandel Indiens. Claudia Kramatschek

»Sara Rai erhält den diesjährigen Rückert-Preis. Zu Recht!« SWR2 Lesenswert Kritik.

»Sara Rais Erzählungen sind eine Einladung in ein indisches Labyrinth.« Franz Schneider für die Rhein-Neckar-Zeitung.

»Im Labyrinth ist ein Mikrokosmos indischer Welten, die Erzählungen sind fein ziseliert und zeigen unterschiedliche Ausschnitte einer Gesellschaft, die an ihren Widersprüchen zu zerbrechen droht.« Alice Grünfelder, literaturFELDER


7. »Dein Schatten ist ein Montag« Jung-Hyuk Kim SÜDKOREA

Roman. Aus dem Koreanischen von Paula Weber. Cass Verlag, 287 Seiten. 20,00 €

Welche Ihrer Geheimnisse würden Sie mit in alle Ewigkeit nehmen wollen? Ein »Deleter« entfernt post mortem Daten von Kunden, die sich das vor ihrem Tod leisten konnten. Sehr erfrischend, wie Jung-Hyuk Kim das Muster des klassischen Detektivromans ins Hier und Jetzt variiert und dabei ein lebendiges Bild der Gegenwart im urbanen Südkorea zeichnet. Ulrich Noller

»Wie schon der Titel vermuten lässt, ist »Dein Schatten ist ein Montag« alles andere als ein konventioneller Krimi.« Hanspeter Eggenberger für den Tagesanzeiger.


Litprom empfiehlt für eine Übersetzung ins Deutsche:

»Remorse Test« Khalil Sweileh SYRIEN
Roman, Hachette Antoine/Nofal (Beirut, Libanon) 2017

Sweileh schreibt einfühlsam über den Krieg in Syrien. Er blickt auf die, die das Land nicht verlassen wollten oder konnten. Auf die, die geblieben sind. Auf ihre Einsamkeit, ihre psychische Versehrtheit. Wehmütig erzählt er vom Untergang einer ganzen Welt.


* nominiert für den LiBeraturpreis 2020
** Die Übersetzung der Titel wurde unterstützt durch Litprom mit Mitteln des Auswärtigen Amts


Die Jury: Ilija Trojanow (Vorsitz), Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Claudia Kramatschek, Ulrich Noller, Ruthard Stäblein, Insa Wilke und Thomas Wörtche


Kontakt

Anita Djafari  
Tel.: 069/2102-113 
Fax: 069/2102-46113 
E-Mail: djafari@buchmesse.de