Weltempfänger

Litprom-Bestenliste Weltempfänger: 54. Ausgabe

Über die Bestenliste

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Zitat rechts aus: Damon Galgut, »Das Versprechen«, PLatz 1


Der Weltempfänger 54 / Frühjahr 2022

Mit dabei: Nobelpreisträger und Laureat des Booker Prize

Der Gewinner des Booker Prize Damon Galgut führt den Weltempfänger 54 an, gefolgt vom Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah. Mit Entdeckungen aus China, Japan und Antigua zeichnet diese Ausgabe der Bestenliste ein vielseitiges Bild von Kolonialismus, Überwachung, Abschied und Trauer. Zartere Töne chinesischer und chilenischer Lyrik fangen die Härte gesellschaftspolitischer Realitäten auf.

In Damon Galguts gefeiertem Roman hält eine weiße südafrikanische Familie nicht »Das Versprechen« (Ü.: Thomas Mohr) an ihre Schwarze Hausangestellte und zerfällt zusehends. Dass staatliche Überwachung bis ins Intimste vordringen kann, zeigt Can Xues »Liebe im neuen Jahrtausend« (Ü.: Karin Betz). Endlich wieder lieferbar ist Abdulrazak Gurnahs nobelpreisgekrönter, postkolonialer Roman »Das verlorene Paradies« (Ü.: Inge Leipold). In »Mein Bruder« (Ü.: Sabine Herting) erinnert Jamaica Kincaid sich an Leben und Sterben ihres AIDS-kranken Bruders. Der moderne Klassiker »Schnee fällt auf Chinas Erde« (Ü.: Susanne Hornfeck) von Ai Qing ist trotz des langen Exils des Dichters frei von Bitterkeit. Shichiro Fukazawa greift in »Die Narayama-Lieder« (Ü.: Thomas Eggenberg) einen japanischen Mythos über Altentötung auf. Der dreisprachige Gedichtband »Von blauen Träumen und Gegenträumen« (Ü.: Juana und Tobias Burghardt) von Elicura Chihuailaf schließt den Weltempfänger mit Versen über die Allgegenwärtigkeit der Natur stimmungsvoll ab.


1. »​Das Versprechen«​ Damon Galgut SÜDAFRIKA

Roman. Aus dem Englischen von Thomas Mohr. Luchterhand. 368 Seiten. 24,00 €

 Einen virtuosen Strom verschiedener Perspektiven, Gedanken und Gefühle erzeugt Galgut in seinem unwiderstehlich erzählten Roman und verbindet die Transformation der südafrikanischen Gesellschaft seit 1986 mit dem Auseinanderbrechen einer weißen Familie. Dadurch wird klar: Allumfassende Gerechtigkeit ist in diesem Land nicht möglich. Sonja Hartl


2. »​Liebe im neuen Jahrtausend«​ Can Xue CHINA*

Roman. Aus dem Chinesischen von Karin Betz. Matthes & Seitz. 398 Seiten. 26,00 €

Ein rasanter wie rasant erzählter Roman über den Überwachungsstaat China. Im Mittelpunkt: ein tumber Held namens Wei Bo. Doch bald ist klar: Nichts ist, wie es scheint. Stattdessen: Falltüren ohne Ende, auch für den Leser. Und niemand kann vor dem Nächsten sicher sein. Die Lektüre: reines Kung Fu. Claudia Kramatschek

»Huren, Halbwelt, keine Heimat. Ein entwurzeltes Volk sucht seine Träume: Der Roman Liebe im neuen Jahrtausend der chinesischen Schriftstellerin Can Xue ist endlich auf Deutsch erschienen.«
Eine Rezension von Katharina Borchardt auf ZEIT.de


3. »​Das verlorene Paradies«​ Abdulrazak Gurnah TANSANIA / GROSSBRITANNIEN

Roman. Aus dem Englischen von Inge Leipold. Penguin. 336 Seiten. 25,00 €

In seinem Debut erzählt der Nobelpreisträger, wie und bis Yusuf in Sansibar um 1910 erwachsen wird. Mit Anklängen an den Koran, aber auch an den Josef der Bibel, sowie Anklagen diverser Rassismen, auch der damaligen deutschen Kolonialherren. Ein postkolonialer Abenteuerroman, manchmal realistisch, manchmal poetisch, immer ergreifend. Ruthard Stäblein


4. »​Mein Bruder«​ Jamaica Kincaid ANTIGUA*

Roman. Aus dem Englischen von Sabine Herting. AKI Verlag. 240 Seiten. 22,00 €

Der Bruder der Autorin hat Aids. Er lebt auf Antigua, der Insel ihrer Herkunft. Die Annäherung an den Sterbenden wird zu einem schonungslosen, jeden Winkel ihrer eigenen Seele ausleuchtenden Text über das Erinnern. An den Platz in der Familie, den Schmerz des Fortgehens und Wiederkommens. Einzigartig. Anita Djafari

 


5. »​Schnee fällt auf Chinas Erde«​ Ai Qing CHINA

Gedichte. Aus dem Chinesischen von Susanne Hornfeck. Penguin. 144 Seiten. 20,00 €

Lebensnah und unverstellt — das sind die Gedichte des modernen Klassikers Ai Qing (1910-1996). 21 Jahre lang war er in die Wüste Gobi verbannt und hatte Schreibverbot. Dieses Zeitloch klafft auch in seiner chronologisch sortierten Lyriksammlung. Wie hat er es geschafft auch danach nicht bitter zu klingen? Katharina Borchardt


6. »​Die Narayama-Lieder«​ Shichiro Fukazawa JAPAN

Roman. Aus dem Japanischen von Thomas Eggenberg. Unionsverlag. 128 Seiten. 20,00 €

Dieser bereits 1956 geschriebene Roman beginnt leise und unscheinbar und endet bildmächtig und gnadenlos. Das Leben in dem kleinen Dorf am Fuße des Narayama ist nach strengen Regeln organisiert, zu denen auch die Altentötung gehört — Fukazawa greift diesen Mythos auf und schafft bei aller Härte ein ungemein zartes Buch über Abschied und Trauer. Ines Lauffer

 


7. »​Von blauen Träumen und Gegenträumen«​ Elicura Chihuailaf CHILE

Lyrik. Aus dem Spanischen von Juana und Tobias Burghardt. Edition Delta. 132 Seiten. 17,50 €

Auf Spanisch und Mapudungun, der Sprache der Mapuche, verfasst der chilenische Dichter Elicura Chihuailaf in der Gesprächstradition seiner Vorfahren zeitgenössische Verse, in denen die Natur allgegenwärtig ist. Der dreisprachige Gedichtband »Von blauen Träumen und Gegenträumen« berührt und erinnert uns mit Dringlichkeit daran, dass wir ein Teil, aber nicht das Zentrum des Universums sind. Andreas Fanizadeh


* nominiert für den LiBeraturpreis 2023

Der Weltempfänger nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus aller Welt, um damit herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.

Die Jury: Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Sonja Hartl, Claudia Kramatschek, Ines Lauffer, Ulrich Noller und Ruthard Stäblein Idee: Ilija Trojanow Jurysprecherin: Anita Djafari

Kontakt 
Marcella Melien
Tel.: 069/2102-246
E-Mail: melien@buchmesse.de