Weltempfänger

Die Litprom-Bestenliste »​Weltempfänger« Nr. 61

Winter 2023/2024

Über die Bestenliste

Der »Weltempfänger« nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt, um herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.

Die Bestenliste Nr. 61 als PDF herunterladen oder als Plakat bei Litprom anfordern: litprom@buchmesse.de

Die Jury: Timo Berger, Katharina Borchardt, Sonja Hartl, Carsten Hueck, Claudia Kramatschek und Ines Lauffer
Idee: Ilija Trojanow

[Zitat rechts aus: »Ein Flüstern aus der Mauer« von Lim Chul Woo, Übers. Jung Youngsun und Herbert Jaumann, Platz 1]


Der »​Weltempfänger«​ Nr. 61

Die besten Bücher zum Winter 2023/2024

Geistergeschichten aus Südkorea, Romane aus Israel, Mosambik, Simbabwe und Kolumbien, dazu Poesie aus Argentinien: Der Weltempfänger 61 hält sieben überraschende Empfehlungen für die dunkle Jahreszeit bereit. 

»Ein Flüstern aus der Mauer« (Ü. Jung Youngsun u. Herbert Jaumann) von Lim Chul Woo lässt die Geister auf der Insel Jeju sprechen. Im Kibbuz in Saleit Shahaf Polegs Roman warten die Menschen, »Bis es wieder regnet« (Ü. Ruth Achlama). Die »Vierzehnte vertikale Poesie« (Ü. Juana u. Tobias Burghardt) von Roberto Juarroz bringt das lyrische Großwerk des argentinischen Dichters ins Deutsche. »Der Kartograf des Vergessens« (Ü. Karin von Schweder-Schreiner), Mia Coutos neuer Roman, handelt vom Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft in Mosambik. Wer sich gerne gruselt, kommt bei den Kurzgeschichten in »Der Fluch des Hasen« (Ü. Ki-Hyang Lee) von Bora Chung auf seine Kosten. Melba Escobar ist bereits zum zweiten Mal auf dem Weltempfänger vertreten, diesmal mit ihrem Roman »Die Mutter« (Ü. Sybille Martin). »Haus aus Stein« (Ü. Simone Jakob) von Novuyo Rosa Tshuma verbindet die Erinnerungen einer Familie mit der Geschichte Simbabwes.


1. »Ein Flüstern aus der Mauer« Lim Chul Woo (Korea)

Roman. Aus dem Koreanischen von Jung Youngsun und Herbert Jaumann. iudicium. 192 Seiten. 18,00 €

Pensionär Han Minu zieht aus dem Großraum Seoul auf die Insel Jeju. Sein Grundstück aber ist bewohnt: Drei Kinder leben dort als Geister. Sie starben 1948 bei den antikommunistischen Massakern. Ein ruhiger, warmherziger Roman, der aufarbeiten und heilen will.

Katharina Borchardt


2. »Bis es wieder regnet« Saleit Shahaf Poleg (Israel)*

Roman. Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Blumenbar. 304 Seiten. 23,00 €

Zwei Schwestern kehren zurück in den Kibbuz, in dem sie zur Welt kamen. Und stellen fest: Nichts ist mehr, wie es einst war. Mehrstimmig, mit Witz und viel Elan erzählt Poleg von der Geschichte und den Idealen des zionistischen Siedlungstraums über Generationen hinweg.

Claudia Kramatschek


3. »Vierzehnte vertikale Poesie« Roberto Juarroz (Argentinien)

Lyrik. Aus dem Spanischen von Juana und Tobias Burghardt. Edition Delta. 264 Seiten. 20,00 €

Die Poesie als eine Form des Denkens zu etablieren, war das Ziel des argentinischen Dichters Roberto Juarroz. Seine »Vertikalen Gedichte« machen deshalb die Sprache selbst zu ihrem Gegenstand. Sein lyrisches Großprojekt liegt nun endlich vollständig auf Deutsch vor.

Timo Berger


4. »Der Kartograf des Vergessens« Mia Couto (Mosambik)

Roman. Aus dem Portugiesischen von Karin von Schweder-Schreiner. Unionsverlag. 304 Seiten. 24,00 €

Ein geistreicher, mit bitterer Ironie erzählter Roman über das Ende der portugiesischen Herrschaft in Mosambik: Ein Dichter erfährt aus Spitzelberichten von vertuschten Kolonialverbrechen und den Geheimnissen der eigenen Familie. Ein reifes Werk, meisterhaft übersetzt.

Timo Berger


5. »Der Fluch des Hasen« Bora Chung (Korea)*

Storys. Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. CulturBooks. 264 Seiten. 24,00 €

Ein Kopf aus Kacke, ein Junge mit goldenem Blut, ein Eisfinger in der Dunkelheit — willkommen in der schauerpoetischen Welt der Bora Chung. In ihren zehn grotesken Geschichten erzählt sie von Eifersucht, Gier und anderem Frevel. Böse Träume, ganz real.

Katharina Borchardt


6. »Die Mutter« Melba Escobar (Kolumbien)*

Roman. Aus dem Spanischen von Sybille Martin. Heyne. 256 Seiten. 12,00 €

Ist ihr Sohn ein Attentäter? Mit diesem Verdacht sieht sich Cecilia konfrontiert und beginnt über ihr Leben nachzudenken: über enttäuschte Lieben und Erwartungen, das Muttersein, und die Rolle, die die gewaltvolle Geschichte Kolumbiens in allem spielt. Spannend und vielschichtig.

Sonja Hartl


7. »Haus aus Stein« Novuyo Rosa Tshuma (Simbabwe / USA)*

Roman. Aus dem Englischen von Simone Jakob. InterKontinental. 400 Seiten. 28,00 €

Ein faszinierendes Debüt mit einem unwiderstehlich manipulativen Erzähler, das die Geschichte einer Familie mit der Simbabwes verbindet und hinterfragt, welche Rolle historische Narrative für die Identitätsbildung spielen. Klug, spannend, bewegend und hochkomisch.

Sonja Hartl


* nominiert für den LiBeraturpreis 2024

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Marcella Melien
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