Ein verrenteter Scharfschütze, der zum Voyeur geworden ist. eine schöne Blondine, die sich am Fenster ausstellt. ein Behinderter, der als Drogendepot dient. und schon tauchen die Leichen auf im bekanntesten Viertel von Havanna, einer Stadt, in der gemäß der offiziellen Propaganda nie etwas passiert, zumindest nichts, was das Vertrauen in die Ordnung erschüttern könnte.
Quetzalito hat mich noch nie im Stich gelassen, und nun, in dem Moment, in dem ich ihn mehr als alles andere brauche, ist er da, liegt fest in meinen Händen, präzise, machtvoll, und führt meine Befehle bei der ersten Berührung meines Fingers am Abzug aus. Und er wird mich nicht verraten. Ich glaube nicht, dass es in Kuba eine zweite Waffe gibt wie diese. Das ist fast unmöglich. Sollen sie doch ihre Nachforschungen machen. Vielleicht lernen sie ja etwas dabei, vielleicht werden sie sich klar über ihre Unfähigkeit, ihre Unwissenheit. Und über ihre Ohnmacht mir gegenüber. Verzeihung, Quetzalito: uns gegenüber.
Autorenporträt: Justo E. Vasco, geb. 1943 in Havanna, studierte Chemie in Moskau und war Hochschullehrer in seinem Fach, bevor er zu schreiben begann. Zunächst verfasste er zwei Romane vierhändig mit Daniel Chavarría, dann Erzählungen, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. IM VISIER ist sein erster eigenständiger Roman. Er lebte in Gijón an der spanischen Atlantikküste als Übersetzer aus dem Russischen und als Sekretär der Semana Negra, dem größten jährlichen Treffen von Kriminalschriftstellern. Er verstarb im Februar 2006.
Roman, 260 Seiten, 2004
Originalsprache: Spanisch, übersetzt von Klaus E. Lehmann
Originaltitel: Mirando espero
Verlag: Edition Köln, ISBN: 978-3-936791-14-3
Erscheinungsdatum: 04.2005