Eduardo Galeano / Uruguay

Zeit die spricht

Es war schon immer die besondere Gabe Eduardo Galeanos, Geschichten zu erjagen. Seinen scharfen Blick auf unscheinbare Begebenheiten zu richten, mit feinem Gehör gerade solche Stimmen einzufangen, die sonst kaum jemand wahrnimmt. So versammelt Galeanos „Zeit die spricht“ 333 kurze Geschichten und durchquert dabei das Leben selbst: das Wasser, die Erde, die Kindheit, die Liebe, das Wort, die Angst, die Macht, die Niedertracht, den Krieg, den Zorn und den Tod. Galeano spielt in gewohnt meisterlicher Art mit verschiedenen Stilen: Er schreibt Gedichte in Prosa, historische Anekdoten aus verschiedenen Epochen, liefert kurze Reportagen und Skizzen unerhörter Biografien. Beispiel: Arbeitskraft Mohammed Ashraf geht nicht zur Schule. Von Sonnenaufgang bis der Mond am Himmel steht, schneidet und schnippelt er, stanzt und heftet und näht Fußbälle, die vom pakistanischen Dorf Umar Kot aus in die Stadien der Welt rollen. Mohammed ist elf Jahre alt. Er macht das, seit er fünf ist. Wenn er lesen könnte, dann würde er die Aufschrift verstehen, die er auf jedes seiner Werke klebt: „Dieser Ball wurde nicht von Kindern genäht.“
Erzählung(en), 380 Seiten, 2005
Originalsprache: Spanisch, übersetzt von Lutz Kliche
Originaltitel: Las bocas del tiempo
Verlag: Peter Hammer Verlag, ISBN: 3-7795-0027-2
Erscheinungsdatum: 08.03.2005

Die Übersetzung wurde gefördert von Litprom mit Mitteln des Auswärtigen Amts sowie (bei Verlagen in der Schweiz) des Schweizer Südkulturfonds.

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