Valeria Luisellis »Archiv der verlorenen Kinder« auf Platz 1 begleitet eine Familie auf Spurensuche an die Grenze zwischen Mexiko und den USA. In »Der Riss« von Hye-Young Pyun auf Platz 2 tun sich Abgründe in einer Ehe auf. Das Ehepaar in »Aufzeichnungen aus einem flüchtigen Leben« von Shen Fu auf Platz 3 ist zwar glücklich, lebt aber prekär. Auf Platz 4 erzählt María Gainza vom besonderen »Lidschlag« beim Betrachten von Kunst.
»Bekenntnisse einer Maske« von Yukio Mishima auf Platz 5 ist die Neu-Übersetzung eines Romans von 1949, der vom Schwulsein in Japan handelt. Platz 6 legt mit »Nacht in Caracas« von Karina Sainz Borgo Zeugnis über die erschreckende Lage in Venezuela ab. Auf Platz 7 kommen Freund*innen der Lyrik und ihrer Übersetzung auf ihre Kosten: die Gedichte in Lina Atfahs »Buch der fehlenden Ankunft« sind in mehrfach übersetzt worden.
Der »Weltempfänger« Nr. 44 / Herbst 2019 steht als PDF zum Download zur Verfügung und kann auch gern als Plakat bei Litprom angefordert werden: litprom@buchmesse.de
Der Roman der Stunde. Kinder flüchten aus Mexiko in die USA. In Gegenrichtung fährt eine Patchworkfamilie gen Süden, auf der Suche nach »Echos« von toten Apachen und Spuren von zwei vermissten Kindern aus Mexiko. Ein Roadmovie und Migrationsroman. Emotional aufgeladen, voller Sorgen um Kinder, abenteuerreich und witzig. Ruthard Stäblein
»Das Archiv der verlorenen Kinder« ist auf Platz 1 der SWR Bestenliste Oktober
Ogis Ehefrau stirbt beim Autounfall. Er ist schwer verletzt und ans Bett gefesselt auf seine Schwiegermutter angewiesen. Nach und nach werden nicht nur die Risse in seiner Ehe, sondern seiner gesamten Existenz sichtbar. Unvorstellbare Abgründe tun sich auf. Nichts ist, wie es scheint. Hypnotisierend. Anita Djafari
»Eine so ungewöhnlich wie gewitzt dramatisierte, im unterhaltsamsten Sinne »böse« Reflexion zum Thema Abhängigkeit — und zugleich ein Psychogramm, das die Abgründe, die in alltäglichen Beziehungen lauern können, auf so unerbittliche wie kreative Weise ausleuchtet.« - Ulrich Noller für den WDR
China um 1800: Der junge Gelehrtensohn Shen Fu heiratet seine Cousine Chen Yun.Große Liebe, doch ohne eine stabile ökonomische Grundlage. Ein intimer Roman über die Flüchtigkeit des Glücks, eingebettet in ein zutiefst taoistisches Lebensgefühl, dem zufolge sich alles wandelt und nichts Bestand hat. Katharina Borchardt
»Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt.« Goethes Vers könnte das Motto für dieses Buch sein. Die Autorin beschreibt Bilder und verbindet eigene Erfahrungen v. a. in Buenos Aires mit Künstleranekdoten. Die Kunst geht durch sie hindurch auf die Straße. Bei diesem »Lidschlag« gehen einem die Augen auf.
Ruthard Stäblein
»Wer Gainza liest, wird mit Gedanken beschenkt.« — Rudolf von Bitter für die Süddeutsche Zeitung.
Schwul in Japan: Kochans Begierden sind verboten und quillen daher als Gewaltfantasien durch die Ritzen seines Bewusstseins. Die Beziehung zu einem Mädchen misslingt. Das Ganze spielt in der Endphase des Zweiten Weltkriegs: brodelnder Erzähler in desolater Szenerie. Ein intensiver Roman von 1949, jetzt neu übersetzt.
Katharina Borchardt
»Was diesen Roman so faszinierend und fatalistisch zugleich macht, ist, dass die Maske nicht nur nach außen, sondern auch nach innen gerichtet ist. Minutiös seziert Yukio Mishima jede Regung seines Protagonisten und macht die Leser zu Zeugen einer Selbstzerfleischung.« — Jonas Lages für Der Tagesspiegel
Nach 20 Jahren Chavismo ist das einst wohlhabende Venezuela fix und fertig. Wie sehr Gewalt und Rechtlosigkeit regieren, schildert Karina Sainz Borgo in ihrem streitbaren Romandebüt »Nacht in Caracas«. Eine schonungslose literarische Anklage, die es in sich hat. Andreas Fanizadeh
»Unsere Generation ist in einer demokratischen Welt aufgewachsen, die zu funktionieren schien«: Autorin Karina Sainz Borgo, die mit "Nacht in Caracas" einen Roman über die anhaltende Krise in ihrem Heimatland geschrieben hat, spricht für die Süddeutsche Zeitung mit Juliane Liebert.
Karina Sainz Borgo: »Nacht in Caracas« — Venezolanisches Elend. Eine Besprechung von Dirk Fuhrig auf deutschlandfunkkultur.de
»[E]in Buch, wie es nur alle Jubeljahre entsteht: Dunkel, atmosphärisch dicht und beklemmend liegt es vor uns – mit einer unvergesslichen Frauenfigur im Zentrum. Seiner Verfasserin sei an dieser Stelle für ihren Mut zu dieser literarischen Anstrengung gedankt. Denn sie macht uns klüger und führt vor, wie großartig eine Literatur sein kann, die alles wagt – und sei es auf Teufel komm raus!« — Peter Henning für den Deutschlandfunk
»Vor knapp 13 Jahren ging sie fort aus Venezuela: Die Schriftstellerin Karina Sainz Borgo kehrte ihrer Heimat den Rücken und ging ins spanische Exil. Für sie war ein Leben und Überleben in Venezuela nicht mehr möglich. Und einer Rückkehr steht sie bis heute skeptisch gegenüber. Ihre Gedanken und ihr Fühlen hat sie in ihrem Debütroman »Nacht in Caracas« festgehalten.« Vera Lejsek auf glasperlenspiel13
Sprachlich expressiv und doch in zarten emotionalen Farben gehalten sind die Prosagedichte der aus Syrien geflohenen, nun in Deutschland lebenden Dichterin. Anhand kleiner Szenen und Geschichten schreibt sie über das, was sie und auch uns bewegt: über Flucht und Ankommen, über Alltägliches und Gott. Spannend: Einige Gedichte wurden zwei Mal und somit unterschiedlich übersetzt. Claudia Kramatschek
Lyrikerin Lina Atfah über die Unterschiede zwischen deutscher und arabischer Literatur
»Mein Text braucht diese Wörter«. Ein Gespräch mit Günter Benning für die Westfälischen Nachrichten.
»Ein armes, ein abgrundtief elendes Land, das solche Dichterinnen ins Exil verbannt.« — Angela Schader für die Neue Züricher Zeitung
»Neben der sinnlichen Liebe, einem Thema das in Syrien tabu war, thematisiert Lina Atfah wortgewaltig und schonungslos ihre Flucht sowie das Ankommen und das Neudefinieren ihrer eigenen Person. Was ihr und vielen anderen widerfahren ist, wandelt sie in Poesie, der man sich kaum entziehen kann.« — Roswitha Buchner für den BR
Kairo zu Beginn des Jahrtausends: religiöse und politische Spannungen entladen sich immer häufiger in den Straßen. Der Mord an einer Koptin ist für den sudanesischen Privatdetektiv Makana der Ausgangspunkt einer Ermittlung, die ihn tief in politische Machtkämpfe zieht. Ein komplexer, politischer und hochspannender Thriller.
* nominiert für den LiBeraturpreis 2020
Die Jury: Ilija Trojanow (Vorsitz), Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Claudia Kramatschek, Ulrich Noller, Ruthard Stäblein und Thomas Wörtche
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