Der »Weltempfänger« nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt, um herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.
Die Bestenliste Nr. 62 als PDF herunterladen oder als Plakat bei Litprom anfordern: litprom@buchmesse.de
Die Jury: Timo Berger, Katharina Borchardt, Sonja Hartl, Carsten Hueck, Claudia Kramatschek und Ines Lauffer
Idee: Ilija Trojanow
[Zitat rechts aus: »Mein Name ist Estela« von Alia Trabucco Zerán (Chile), Übers. Benjamin Loy, Platz 1]
Der Weltempfänger 62 enthält Dopplungen: Zwei Romane aus Chile teilen sich die ersten Plätze, zwei (auto-)biographische Graphic Novels – aus der Türkei und Taiwan – reihen sich ein. Zwei Autorinnen, Alia Trabucco Zerán und María Gainza, konnten die Weltempfänger-Jury bereits zum zweiten Mal mit ihren Werken überzeugen. Romane aus Syrien, Sri Lanka und Argentinien erzählen von einer jungen drusischen Frau, einem ermordeten Kriegsfotografen und einer Gruppe von Kunstfälscher*innen.
»Mein Name ist Estela« (Ü.: Benjamin Loy) von Alia Trabucco Zerán ist der Monolog der Hausangestellten Estela, die wegen eines schwerwiegenden Verdachts in Untersuchungshaft sitzt und uns erzählt, wie es wirklich war hinter der glänzenden Fassade des Hauses, in dem sie gearbeitet hat. »Torero, ich hab Angst«, ein Klassiker der queeren lateinamerikanischen Literatur von Pedro Lemebel, ist in der überarbeiteten Übersetzung von Matthias Strobel neu erschienen. In der Graphic Novel »Das Tagebuch der Unruhe« (Ü.: Christoph Haas) zeichnet Ersin Karabulut seinen Lebens- und Karriereweg nach. »Kein Wasser stillt ihren Durst« (Ü. Larissa Bender) von Najat Abed Alsamad erzählt von einer jungen syrischen Drusin, ihrer Kultur und der Region, in der sie lebt. Die Autorin und Kunstkritikerin María Gainza lässt ihre Erzählerin in »Schwarzlicht« (Ü. Peter Kultzen) nach einer Künstlerin suchen, die meisterhaft Gemälde fälscht. Der Fotograf Maali Almeida in »Die sieben Monde des Maali Almeida« (Ü. Hannes Meyer) von Shehan Karunatilaka dagegen ist auf der Suche nach seinen eigenen Mördern und ihrem Motiv. »Tsai Kun-lin – Die gestohlenen Jahre« (Ü. Johannes Fiederling) ist der zweite Band einer vierteiligen Graphic Novel-Reihe über den Taiwaner Tsai Kun-lin, gezeichnet von Zhou Jian-xin und erzählt von Yu Pei-yun.
Die selbsternannte »Tunte von der Front« verguckt sich im Santiago des Jahres 1986 in den politisch aktiven Carlos, der ein Attentat auf Pinochet vorbereitet. Davon erzählt die nur scheinbar ahnungslose Tunte in forsch-furiosem Ton. Eine knallharte Glitzergeschichte.
Katharina Borchardt
Hayat, eine junge syrische Drusin, wird von ihrem Mann verstoßen – das Patriarchat regiert in Suwaida mit eiserner Hand. So poetisch wie unerbittlich beleuchtet die Autorin die drusische Kultur — und die komplexe
Geschichte einer ganzen Region.
Claudia Kramatschek
Was ist der Wert eines Originals, wenn eine Fälschung ebenso verzaubert? Eine ketzerische Frage, die eine Kritikerin sich stellt. Sie ist auf der Suche nach einer Malerin ohne Werk, die den Stil anderer perfekt imitiert.
Eine geistreiche Parabel auf die Kunstwelt.
Timo Berger
Detektivischer Geisterroman und sri-lankische Geschichtsstunde. Sieben Monde hat der tote Fotograf Maali Almeida Zeit, seine Mörder zu finden und Fotos zu retten, die grausamste Ereignisse des Bürgerkriegs zeigen. Ungemein komisch, vielschichtig und lehrreich.
Sonja Hartl
Taiwanische Geschichte in unvergesslichen Bildern: Im zweiten Teil der auf vier Bände angelegten Graphic-Novel-Lebensgeschichte des Taiwaners Tsai Kun-lin taucht man in vielschichtigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen ein in die Zeit des Weißen Terrors.
Sonja Hartl
* nominiert für den LiBeraturpreis 2025
** Die Übersetzung der Titel wurde unterstützt durch Litprom mit Mitteln des Auswärtigen Amts
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