Der »Weltempfänger« nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus aller Welt, um damit herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.
Die Bestenliste Nr. 57 als PDF downloaden oder als Plakat bei Litprom anfordern: litprom@buchmesse.de
Die Jury: Katharina Borchardt, Anita Djafari, Sonja Hartl, Claudia Kramatschek, Ines Lauffer und Ulrich Noller
Idee: Ilija Trojanow
Jurysprecherin: Anita Djafari
[Zitat rechts aus: »Wie die einarmige Schwester das Haus fegt«, von Cherie Jones, Übers. Karen Gerwig, Platz 1]
»Wie die einarmige Schwester das Haus fegt«
(Ü. Karen Gerwig) von Cherie Jones zeigt die Schattenseiten des Ferienparadieses Barbados: Das titelgebende Märchen soll Protagonistin Lala davor warnen, was sie draußen in der Welt erwartet, dabei ist es gerade zuhause gefährlich für Frauen. »Die Stille verschieben« (Ü. Klaudia Ruschkowski) ist das letzte Werk der 2021 verstorbenen Künstlerin, Dichterin und Kosmopolitin Etel Adnan. Das Coming-of-Age einer mutterlosen Teenagerin, die Gesellschaft Ugandas in den 70ern und die Feminismen unterschiedlicher Generationen und Weltregionen: Das alles steckt in »Die erste Frau« (Ü. Alakati Neidhardt) von Jennifer Nansubuga Makumbi. »Nach Norden« (Ü. Hannes Meyer) geht es mit Anuk Arudpragasams Protagonist Krishan, der auf einer Zugfahrt in den Nordosten Sri Lankas über den Krieg und eine vergangene Liebe nachdenkt. »Papierschiffchen in der Wüste« (Ü. Sabine Adatepe) von Ayşegül Çelik webt Erzählungen über jesidische Frauen zu einem magisch-realistischen Roman zusammen. Vier Bände und 800 Gedichte umfasst die zweisprachige Anthologie »Spanische und hispanoamerikanische Lyrik«, herausgegeben von Martin von Koppenfels, Horst Weich und der C.H. Beck-Stiftung. Chuah Guat Engs »Echos der Stille« (Ü. Michael Kleeberg) vereint Krimi-Plot, Liebes- und Familiengeschichte — darunter liegt aber die schmerzhafte (Kolonial-)Vergangenheit Malaysias, über die nicht gesprochen wird.
Die Insel ein Ferienparadies. Ein Mord in einer Villa. Adan wollte nur einbrechen, seine Frau Lala gerät jetzt erst recht in eine Spirale von häuslicher Gewalt, Elend und Selbsterniedrigung, dabei suchen alle nur die Liebe. Aber wie geht Liebe? Ein klug komponiertes, komplexes, sprachgewandtes Debüt. Souverän erzählt, souverän übersetzt.
Anita Djafari
Diese so luftigen wie abgründigen Reflexionen über das Gewicht der Zeit und die
(Ohn-)Macht des Todes, über griechische Mythen, Lebensorte und Naturphänomene sind das poetische Vermächtnis der Dichterin Etel Adnan. Noch einmal greift sie aus nach einem Einssein mit dem Kosmos. Und lehrt uns Staunen.
Claudia Kramatschek
Die Teenagerin Kirabo sucht nach ihrer Mutter — und dieser witzige, scharfsinnige
und vielschichtige Roman verbindet charmant und klug die persönliche Entwicklung der unwiderstehlichen Kirabo mit der gesellschaftspolitischen Geschichte Ugandas in den 1970er und 1980er Jahren und einem Nachdenken über Feminismus.
Sonja Hartl
Atmosphärisch dicht, intelligent und in einer poetischen Sprache verfasst, deren
Klang einen sofort auf die lange Reise »Nach Norden« mitnimmt, das zeichnet
Arudpragasams zweiten Roman aus: Wir reisen von Colombo in den Nordosten
Sri Lankas, in das Gebiet der tamilischen Separatisten, in ein Gebiet von Schuld,
Traumata und Liebe.
Ines Lauffer
Ein Roman, gewoben aus Erzählungen, die um das Leben und den Lebenskampf jesidischer Frauen kreisen und zugleich ein Schlaglicht werfen auf die jahrhundertealte Kultur der Jesiden. Betörend ist der Ton des Romans: Magischer Realismus pur, gekreuzt mit Mythologie und Volkstümlichkeit.
Claudia Kramatschek
800 Gedichte aus neun Jahrhunderten. Nach zehn Jahren Teamarbeit liegt diese
mehrsprachige Mega-Anthologie jetzt vor. Überwiegt anfangs die Lyrik Spaniens, verlagert sich ab Band 3 der Schwerpunkt auf Lateinamerika. Wissenschaftlich aufbereitet und opulent ausgestattet. Standardwerk meets Leselust!
Katharina Borchardt
Wie wirkt die (Kolonial-)Geschichte in die Gegenwart, welche Prägungen sind damit für die eigene Identität verbunden? Ein epochales Werk: Im Breitwandformat leuchtet Chuah Guat Eng die großen Zusammenhänge der Zeitläufte in Malaysia aus, unterm Brennglas macht sie die entscheidenden Details sichtbar. Blendend komponiert und erzählt — mit einem geschickt eingeflochtenen Krimiplot.
Ulrich Noller
* nominiert für den LiBeraturpreis 2023
** Die Übersetzung der Titel wurde unterstützt durch Litprom mit Mitteln des Auswärtigen Amts
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