Weltempfänger 4 / Herbst 2009
Ein zeitloser Roman über die grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz
Antonio Di Benedettos großer Lateinamerika-Roman ist die packende Chronik eines Scheiterns an den eigenen Ansprüchen. Mit eindringlicher Lakonie erzählt einer der bedeutendsten argentinischen Autoren des 20. Jahrhunderts von ohnmächtigem Warten, Auflehnung und Resignation.
Als der Kolonialbeamte Diego de Zama auf einen Posten in der südamerikanischen Provinz versetzt wird, ist er überzeugt, eine weitere Sprosse auf seiner steilen Karriereleiter erklommen zu haben. Vom Glanz der spanischen Krone ist mitten im Urwald jedoch wenig zu spüren, und die Beförderung bleibt aus. Vergebens wartet Zama jahrelang auf seine Versetzung nach Buenos Aires und das Wiedersehen mit seiner Familie. Stattdessen beherrschen der kleinliche Konkurrenzkampf mit den Kollegen und die Sehnsucht nach Anerkennung und menschlicher Nähe seine Tage.
Mit nüchtern-präziser Sprache, fast brutal schildert Antonio Di Benedetto (1922–1986) den psychischen und moralischen Niedergang eines Mannes, dessen Leben aus den Fugen geraten ist. In der Geschichte des Kolonialbeamten Zama, im 18. Jahrhundert angesiedelt, spiegeln sich die fundamentalen Themen der lateinamerikanischen Literatur – die Suche nach einer eigenständigen Identität vor dem Hintergrund europäischer Kolonisation oder die Grenzziehung zwischen Zivilisation und Barbarei.
Darüber hinaus wirft der Roman existentielle, zeitlos gültige Fragen auf: Was gelten noch moralische Prinzipien, wenn sich alle Hoffnungen zerschlagen? Wie soll man weiterleben, wenn die Gegenwart unerträglich ist und die Zukunft keine Änderung verspricht?
'Welche Kraft, dieser Roman. Ein schwer unterschätzter Autor.' Walter Kappacher
Roman, 384 Seiten, 2009
Originalsprache: Spanisch, übersetzt von Maria Bamberg
Originaltitel: Zama
Verlag: Manesse, ISBN: 978-3-7175-2184-6
Erscheinungsdatum: 16.03.2009