Am 6. September wird die Shortlist bei einer Lesung im Haus am Dom in Frankfurt vorgestellt und die Preisträgerin verkündet. Die Preisträgerin wird zur Frankfurter Buchmesse eingeladen, um dort den mit 3.000 Euro dotierten Preis entgegenzunehmen.
Für den LiBeraturpreis nominiert sind alle Titel von Autorinnen, die auf die Bestenliste »Weltempfänger« gewählt werden. 2021 waren es 16 Titel, wobei zwei Autorinnen verstorben sind und eine den Preis bereits erhalten hat. Der Autorinnen-Anteil auf der Bestenliste lag lange bei ca. einem Drittel, wächst aber kontinuierlich. Eine von Litprom e.V. eingesetzte Jury, bestehend aus Anita Djafari, Monika Lustig, Corinna Santa Cruz, Oliver Fründt und Florian Balke wählt die Preisträgerin aus.
Auf der Longlist 2022 stehen Werke von Oyinkan Braithwaite, Fang Fang, María José Ferrada, Ayelet Gundar-Goshen, Hiromi Ito, Mieko Kawakami, Jamaica Kincaid, Yanick Lahens, Jessica J. Lee, Rutu Modan, Camila Sosa Villada, Chisako Wakatake und Wang Xiaoni.
Gefördert wird der LiBeraturpreis 2022 durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie vom Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main.
Fotos und Vitae der Nominierten weiter unten, bitte scrollen.
Die Sortierung ist alphabetisch nach Nachnamen.
Weltempfänger 51 | Sommer 2021
Die Krise als Chance? Zumindest eine »kleine« Geschichte mit großer Sprengkraft: Klug und gewitzt nutzt Oyinkan Braithwaite den Lockdown in Lagos /Nigeria, um mal eben — spielerisch — die Geschlechterverhältnisse umzukehren. Ulrich Noller
Weltempfänger 51 | Herbst 2021
China in den 50ern: Ding Zitao gehört zu den Grundbesitzern und verliert durch die Landreform alles: Besitz, Zuhause, Familie. Heute erinnert sie sich. Ein Roman über Erinnerungspolitik, Gewalt und ein altes Trauma. Kritisch und differenziert erzählt von der Autorin des berühmten »Wuhan Diary«. Katharina Borchardt
Weltempfänger 52 | Herbst 2021
Weltempfänger 53 | Winter 2021
Silicon Valley, Palo Alto: hier wollten die Schusters ihren Sohn Adam weitab vom Nahostkonflikt großziehen. Ein Anschlag auf die Synagoge und ein Mord am schwarzen Klassenkameraden erschüttern alle Sicherheiten, die Relocation bleibt ein Dauerzustand, der Roman ein intelligenter Pageturner rund um Rassismus, Antisemitismus und Identität. Ines Lauffer
Weltempfänger 53 | Winter 2021
Eine Frau im Dauerstress — und zwischen zwei Kulturen: das ist die Ich-Erzählerin in dieser Autofiktion. Ungeschützt beschreibt Ito weibliche Allverfügbarkeit — und erschafft zugleich ein Genre-Crossover, in dem erlebter Buddhismus ebenso Platz hat wie ein vielstimmiger Chor japanischer Literatur. Claudia Kramatschek
Weltempfänger 53 | Winter 2021
»Wir gehören zur selben Sorte.« Sie werden gehänselt, geschlagen, getreten, gequält. Heimlich. Zwei Gemobbte tun sich zusammen. Zumindest für Momente. Mehr Bindung geht nicht, wenn die Angst das Leben beherrscht. Schlaglichter und Zerrbilder aus dem Maschinenraum einer Gesellschaft, in der Sprachlosigkeit den Ton angibt. Ulrich Noller
Weltempfänger 51 | Sommer 2021
Mr. Potter ist Analphabet und Kincaids Vater, aber sie kennen sich nicht, also erfindet sie ihn: »… ich kann meinen Namen und noch vieles mehr lesen und schreiben, jetzt kann ich mir selbst in schriftlicher Form von Mr. Potter erzählen …«. Das gelingt ihr meisterlich, in unverwechselbarem Sound. Anita Djafari
Weltempfänger 51 | Sommer 2021
Port-au-Prince, Haiti: Richter Berthier wird ermordet. Warum? Die Autorin fächert anhand eines kunstvoll ineinander übergreifenden Figurenensembles die (korrupte) Gesellschaft Haitis auf. Eine feministische Erzählung, die die verschiedenen Einflüsse in einer atmosphärisch dichten Sprache benennt und verbindet. Andreas Fanizadeh
Weltempfänger 51 | Sommer 2021
Eiland als Allegorie: In ihrer ganz persönlichen Herkunftsrecherche erlebt die kanadische Umwelthistorikerin Jessica J. Lee das unterirdisch brodelnde, üppig sprießende und politisch umkämpfte Taiwan. Prekäre Heimat mitten im Meer. Spannende Migrationsgeschichte trifft feinstes Nature Writing! Katharina Borchardt
Weltempfänger 50 | Frühjahr 2021
Rutu Modan setzt auf die kommunikative Kraft der Pop-Kultur. Ihr Comic ist eine Hommage an Indiana Jones und ein satirischer Kommentar zur Lage in Israel und im Westjordanland. Gegraben wird aus beiden Richtungen, Explosion und eine clevere Lösung inklusive. Komisch, klug, ein Meisterwerk der ligne claire. Thomas Wörtche
Weltempfänger 51 | Sommer 2021
Die Erzählerin nimmt uns mit in die Nachtwelt der Paradiesvögel, der Ausgestoßenen, derjenigen, die sind wie sie: trans. Dort feiert sie das Leben und die Liebe im Widerstand gegen die Verachtung der Gesellschaft. Tagsüber studiert sie Literatur und schreibt sich in unfassbar schöner Sprache raus aus der elenden Pracht. Anita Djafari
Weltempfänger 51 | Sommer 2021
Sie horcht in sich hinein. Seit sich die 74-Jährige nicht mehr bewegt, ist da allerhand los. Alle sind tot, aber die Stimmen werden immer lauter. In der deutschen Übersetzung sprechen sie Erzgebirgisch. Momoko ist allein in Tokio, und sie hört den Dialekt der Provinzheimat. „Måch morr’s fesd“, so schön klang der Heiratsantrag von Shuzo. Jörg Plath
Weltempfänger 53 | Winter 2021
Eingeigelt im Schlafanzug zuhause. Die Welt bleibt draußen. Fenster besser nicht putzen! Wang Xiaonis lyrische Erzählerin empfindet intensiv, scheut Gesellschaft und ist auch auf Nachtflügen oder Zugreisen durch China vor allem im eigenen Erlebnisinnern. Einladung zum Einfühlen, Durchdenken und Miterleben. Katharina Borchardt
Oyinkan Braithwaite hat Kreatives Schreiben und Jura in Kingston studiert, in einem nigerianischen Verlag und in einer Produktionsfirma gearbeitet. Heute ist sie als freie Autorin tätig. Sie war nominiert für den Commenwealth Short Story Preis und ihr Debütroman »Meine Schwester, die Serienkillerin« war weltweit ein fulminanter Erfolg, wurde für den Booker Prize und den Women's Prize nominiert und gewann den Los Angeles Times Prize für den besten Thriller. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Oyinkan Braithwaite lebt in Lagos, Nigeria.
Fang Fang ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. 1955 geboren lebt sie seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. In den letzten 35 Jahren hat sie eine Vielzahl von Romanen, Novellen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. Stets spielten die Armen und Entrechteten in ihren Werken eine große Rolle. 2016 veröffentlichte sie den von der Kritik gefeierten Roman »Weiches Begräbnis«, für den sie mit dem renommierten Lu-Yao-Preis ausgezeichnet wurde.
María José Ferrada geboren 1977 in Chile, ist Journalistin und Autorin. Sie hat über dreißig Kinderbücher verfasst, die in viele Sprachen übersetzt wurden. »Kramp« ist ihr erster Roman und wurde mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt in Santiago.
Ayelet Gundar-Goshen, geboren 1982, studierte Psychologie in Tel Aviv, später Film und Drehbuch in Jerusalem. Für ihre Kurzgeschichten, Drehbücher und Kurzfilme wurde sie bereits vielfach ausgezeichnet. Ihrem ersten Roman »Eine Nacht, Markowitz« (2013) wurde der renommierte Sapir-Preis für das beste Debüt zugesprochen, 2015 folgte mit »Löwen wecken« ihr zweiter Roman, der zurzeit für NBC als TV-Serie verfilmt wird. Nach »Lügnerin« (2017) ist »Wo der Wolf lauert« ihr neuester Roman. Sie lebt in Tel Avi.
Hiromi Ito, 1955 in Tokyo geboren, zählt zu den wichtigsten japanischen Autorinnen der Gegenwart. In den 1980er Jahren hatte sie sich zunächst als innovative Lyrikerin mit neuartigen Themen und Sprechweisen einen Namen gemacht. 1997 siedelte sie in die USA über und pendelt seither zwischen den Kontinenten. Mit ihren Langgedichten, Romanen und Essays sprengt sie Gattungsgrenzen. Ihr Roman »Dornauszieher« (2007) wurde mit zwei wichtigen Preisen ausgezeichnet, einem für Lyrik und einem für erzählende Literatur. Ito ist auch als Illustratorin und Manga-Kritikerin bekannt und lehrt literarisches Schreiben an der Waseda-Universität, Tokyo.
Mieko Kawakami ist die Autorin des internationalen Bestsellerromans »Brüste und Eier« (2020), der von der New York Times zu einem der bemerkenswertesten Bücher des Jahres gekürt und vom TIME Magazin unter die besten zehn Bücher von 2020 gewählt wurde. Geboren in Osaka, debütierte Kawakami 2006 als Lyrikerin und veröffentlichte im Folgejahr ihren ersten Roman »My Ego, My Teeth, and the World«. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Für ihr Werk wurde sie mit zahlreichen renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter der Akutagawa-Preis und der Tanizaki-Preis. Sie lebt in Tokyo, Japan.
Jamaica Kincaids Liebe zu ihrer Heimat, der karibischen Insel Antigua, wo sie 1949 geboren wurde, spricht aus all ihren Texten. Mit 17 ging sie nach New York, wo sie bald zur Schriftstellerin wurde. Im New Yorker erschien ihre erste Erzählung »Girl«, die aus nur einem einzigen Satz besteht und Kincaid schlagartig berühmt machte. Viele ihrer preisgekrönten Erzählungen und Romane handeln von Kincaids besonderer Rolle als Tochter, als Frau, als Schwarze, als Angehörige einer ehemaligen Kolonie am Rande der Welt. Neben den gewichtigen Themen hat Kincaid ihre eigenwillige Sprache und ihr stark autobiographischer Ansatz berühmt gemacht. Sie lehrt African and African American Studies in Harvard und lebt in Vermont.
Yanick Lahens, geboren 1953 in Port-au-Prince, gehört zu den wichtigsten Gegenwartsautorinnen Haitis. Nach ihrem Studium in Paris kehrte sie nach Haiti zurück. Sie lehrte Literaturwissenschaften an der École normale supérieure und setzte sich für die kreolische Sprache im Bildungswesen ein. Sie ist Mitbegründerin der Zeitschrift »Chemins critiques«. Zu ihren bekanntesten Werken gehören »Tanz der Ahnen« (Zürich, Rotpunkt, 2011, Original »Dans la maison du père«, 2000) sowie »Bain de lune« (2014). Für letzteres Werk erhielt sie den Prix Fémina. 2018-2019 war sie Inhaberin des Lehrstuhls Mondes francophones am Collège de France.
Jessica J. Lee, geboren 1986 in Ontario (Kanada), hat Landschaftsgeschichte und -ästhetik studiert. Sie wurde mit dem RBC Taylor Prize Emerging Author Award ausgezeichnet und gehört zur Gründungsredaktion von The Willowherb Review. Zuletzt erschien ihr Buch »Mein Jahr im Wasser. Tagebuch einer Schwimmerin« (Piper, 2017). Die kanadisch-britisch-taiwanesische Autorin lebt in Berlin.
Rutu Modan wurde 1966 in Tel Aviv geboren, wo sie als Comicautorin und Illustratorin arbeitet. In Israel mehrfach als Kinderbuchautorin ausgezeichnet, wurde sie international als Comiczeichnerin bekannt dank Actus Tragicus, einem israelischen Künstlerkollektiv und Verlagshaus für alternative Comicautoren. 2001 gewann Rutu Modan den Andersen Award für Illustration. Außerdem war sie Mitherausgeberin der israelischen Ausgabe von MAD-Magazine. 2006 wurde ihre Graphic Novel »Blutspuren« (im Original: »Exit Wounds«) veröffentlicht und löste damit in der Presse und bei ihren Leser*innen große Begeisterung aus. Die französische Ausgabe wurde im Frühling 2008 beim renommierten internationalen Comic-Festival in Angoulême mit dem Prix France Info ausgezeichnet. Rutu Modan ist in Israel und im Ausland als Illustratorin und Texterin tätig, sie hat bereits für die New York Times, den New Yorker und Le Monde gearbeitet und veröffentlicht ihre Werke weltweit. »Das Erbe« ist ihre zweite Graphic Novel, die zum Teil autobiographisch ist.
Camila Sosa Villada, geboren 1982 in der argentinischen Provinz Córdoba, arbeitete als Prostituierte, bevor ihr mit einem selbstproduzierten Theaterstück über ihr Leben als Transsexuelle der schauspielerische Durchbruch gelang. Seither spielt sie Rollen für Film, Fernsehen und Theater und gehört zu den prominentesten Gesichtern der Trans-Gemeinde in Lateinamerika.
Chisako Wakatake, 1954 in der nordostjapanischen Präfektur Iwate geboren, besuchte nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, mit dem sie lange in Tokyo lebte, acht Jahre lang einen Kurs für Kreatives Schreiben, um, wie sie sagt, »auf andere Gedanken zu kommen«. Für »Ora ora de hitori igu mo« (»Jeder geht für sich allein«), ihr literarisches Debüt, wurde sie im Jahre 2017 als älteste Preisträgerin je mit dem Bungei-Preis und im Jahr darauf mit dem Akutagawa-Preis ausgezeichnet.
Die Dichterin Wang Xiaoni, geboren 1955, etablierte sich nach der Kulturrevolution als eine der führenden Stimmen ihrer Generation. Sie ist eine Meisterin in der Beschreibung von Orten und Menschen. Zugleich berühren ihre Gedichte entscheidende Fragen der Zeit. Wangs Lyrik ist vielfach preisgekrönt.